Die Rübeländer Grottenolme
Der Weg des Grottenolms in die Hermannshöhle
Der Grottenolm – Proteus anguinus – ist ein echter Höhlenbewohner. Das zur Gattung der Schwanzlurche zählende Tier hat sein natürliches Verbreitungsgebiet ausschließlich im Dinarischen Gebirge auf dem südwestlichen Balkan, im heutigen Slowenien. In freier Wildbahn lebt der Grottenolm dort in den unterirdischen Fließgewässern des Karstes.
Aber wie kommt der Grottenolm dann in den Olmensee der Rübeländer Hermannshöhle?
Nicht auf natürlichem Weg; die ersten fünf Tiere wurden 1932 durch den Menschen in die Hermannshöhle in Rübeland gebracht. Hierzu wurde künstlich der Olmensee angelegt.
Nachdem der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, blieb unklar, wie viele der fünf Tiere noch am Leben waren. Einer Legende nach sollen amerikanische Infanteristen mindestens ein Tier gebraten und als Mutprobe verzehrt haben. Im Jahr 1954 konnten leider nur noch zwei Grottenolme gezählt werden.
Ende 1956 brachte ein Ehepaar aus Rübeland von einer Studienfahrt aus Postojana (Adelsberg/Slowenien) 13 Grottenolme mit. 11 dieser Tiere kamen wohlbehalten in Rübeland an und wurden im Januar 1957 ebenfalls im Olmensee ausgesetzt.
Der Grottenolm – ein ganz besonderes Tier
Der Grottenolm hat eine Körperform, die einem Aal ähnelt. Der Körper ist etwa 25-30 cm lang und hat einen etwas seitlich plattgedrückten Schwanz. Die Beine sind sehr zierlich und haben drei Zehen an den Vorderbeinen und zwei an den Hinterbeinen. Die pigmentlose Haut des Grottenolms wirkt weißlich bis fleischfarben. Der Kopf ist breiter als der längliche Körper und wirkt wie eine abgestutzte Schnauze. Bei den älteren Tieren sind die Augen nicht mehr sichtbar, da sie von der Haut überdeckt sind. Am Hals sind blutrote Kiemen vorhanden. Die Grottenolme besitzen aber auch funktionsfähige Lungen.
Über den Grottenolm ist eher wenig bekannt, da er hauptsächlich im Dunkeln lebt. Was jedoch herausgefunden werden konnte, ist, dass das Tier bis zu 12 Jahre auf die Nahrungsaufnahme verzichten kann. Auch hat der Grottenolm in den Rübeländer Tropfsteinhöhlen keine natürlichen Fressfeinde; so kann er weit über 70 Jahre alt werden.
Wenn er Nahrung zu sich nimmt, dann gehören größtenteils Kleinstlebewesen wie Krebstiere dazu.
Der Fortpflanzungsvorgang der Grottenolme ist äußerst kompliziert. So konnte in Rübeland leider noch keine natürliche Vermehrung der Tiere beobachtet werden.
Projekt zur Rettung der Grottenolme
Bis 2015 lebten nur noch 9 der einst 20 Grottenolmen in Rübeland. Darüber hinaus war die Geschlechterzusammensetzung der Tiere bis dato gänzlich unbekannt. Man ging lediglich davon aus, dass alle Tiere männlich seien. Diese Schlussfolgerung zog man unter anderem daraus, dass weder eine Paarung/Fortpflanzung beobachtet noch Eier gefunden werden konnten.
Aus diesem Grund initiierte der Tourismusbetrieb der Stadt Oberharz am Brocken im Jahr 2015 als Betreiber der Rübeländer Tropfsteinhöhlen ein Projekt zur Rettung der Grottenolme in der Hermannshöhle. Hier stand die Beobachtung und Dokumentation der Tiere in ihrem Rübeländer Lebensraum im Vordergrund.
Sensationsfund: Olmen-Eier in der Hermannshöhle
Im Zuge der intensiveren Betreuung der Olme wurden im Februar 2016 durch die Mitarbeiter der Hermannshöhle erstmals 5 Olmen-Eier gefunden. Diese sind in eigens dafür bereitgestellte Aquarien umgesiedelt worden, wo sie sich ungestört von den erwachsenen Grottenolmen sowie fernab des Besucherverkehrs entwickeln sollten. Trotz der geringen Zahl an Eiern war die Hoffnung dennoch groß, dass es nach 85 Jahren Olmen-Nachwuchs in Rübeland geben könnte.
Daher war die Enttäuschung umso größer, als sich die Eier nicht zu Olmen-Nachwuchs weiterentwickelten. Aber: Immerhin konnte durch das Projekt erstmals nachgewiesen werden, dass die Harzer Grottenolme Eier legen. Daher besteht weiterhin die Hoffnung, dass es in Zukunft einmal Nachwuchs geben wird.
Weitere Grottenolm-Projekte
Da im Jahr 2016 leider zwei der bis dato neun Tiere verendeten, wurde Mitte 2017 ein weiteres Projekt „Die Grottenolme der Hermannshöhle in Rübeland – ein bedrohtes Vorkommen einer FFH-Art sichern“ gestartet.
Hier wurden neben der Bewertung der Haltungsbedingungen auch der Gesundheitszustand der Tiere untersucht. So konnten Experten des Leibnitz-Institutes für Zoo- und Wildtierforschung mittels Ultraschallgerät bestätigen, dass sich die verbleibenden Grottenolme in drei männliche und vier weibliche Grottenolme in der Hermannshöhle aufteilen.
Auch im Jahr 2020 sowie in weiterer Zukunft werden Forschungsprojekte zu den Rübeländer Grottenolmen fortgesetzt und initiiert werden, um diese einzigartige und seltene Tierart in den Tropfsteinhöhlen Rübeland zu schützen.